Tag des Apfels – Rückblick auf das vergangene Jahr und Blick nach vorne

Tag des Apfels – Rückblick auf das vergangene Jahr und Blick nach vorne

Rund um den Tag des Apfels, am zweiten Freitag im November, besuchen Vertreter:Innen der Obstwirtschaft wie jedes Jahr verschiedene Stakeholder auf Bundes- und Landesebene. Die Vorbereitung der Unterlagen für die heurigen Besuche war keine große Herausforderung, da sich die meisten unserer Forderungen im Vergleich zum Vorjahr nicht geändert haben. Ein kleiner Lichtblick ist die Ankündigung der Hilfe aus dem EU-Katastrophenfonds. Für die Unterstützung des BML möchten wir uns nochmals ausdrücklich bedanken. Die erwarteten Beträge werden jedoch nur einen kleinen Teil der Einzelbetrieblichen Fixkosten abdecken können.

Ein Dauerthema ist die kritische Lage im Pflanzenschutz. Die Vorschriften für den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln werden immer strenger und viele Mittel fallen weg. Allein in den letzten zehn Jahren wurden auf EU-Ebene 123 PSM-Wirkstoffe nicht mehr genehmigt, was einen besonders auf Pflanzenschutz angewiesenen Sektor wie den Obstbau stark unter Druck setzt und die wirtschaftliche Produktion zunehmend gefährdet. Es ist schwer zu verstehen, warum Obst importiert wird, welches mit Pflanzenschutzmitteln behandelt wurde, die bei uns verboten sind.

Auch die hohen Lohnnebenkosten stellen den Obstbau in Österreich weiterhin vor große Herausforderungen. Saisonarbeitskräfte sind für die Produktion unverzichtbar, doch deren Verfügbarkeit und steigende Lohnkosten stellen existenzielle Fragen für die Zukunft. Österreichs landwirtschaftliche Betriebe sind im Vergleich zu anderen europäischen Ländern stark belastet. Länder mit vergleichbarem Lohnniveau haben Sonderregelungen für Saisonarbeitskräfte, die reduzierte Lohnnebenkosten vorsehen – solche Lösungen werden auch für Österreich dringend gefordert.

Die hohen Standards für Lohn-, Sozial- und Produktionsbedingungen machen uns international wenig wettbewerbsfähig, was sich besonders deutlich auch im Bereich der verarbeiteten Lebensmittel zeigt. Gleichzeitig steigen aufgrund der Wetterextreme die Mengen an Verarbeitungsware. Wir setzen uns daher weiterhin für eine verpflichtende Herkunftskennzeichnung für verarbeitete Obstprodukte ein. Auch in der Gastronomie und in der Gemeinschaftsverpflegung wird eine verbindliche Herkunftsangabe gefordert. Storechecks des ÖBOG zeigen, dass nur etwa 40 % der in Österreich verkauften Apfelsäfte aus heimischen Äpfeln stammt. Bei anderen Apfelsäften bleibt die Herkunft meist unklar. Alles, was nicht eindeutig aus Österreich kommt, stammt mit hoher Wahrscheinlichkeit aus dem Ausland – häufig von weiter weg als man auf den ersten Blick denken würde.

Die Frostnächte in diesem Jahr haben erneut die Bedeutung der Frostberegnung untermauert. Betriebe, die beregnen konnten, hatten kaum Verluste zu verzeichnen; jedoch haben nur etwa 7 % der Apfelbetriebe diese Möglichkeit. Viele Betriebe haben im Bereich der Frostbekämpfung hohen Investitionsbedarf.  Aufgrund der seit vielen Jahren unzureichenden Erlöse fehlen jedoch oftmals die finanziellen Mittel und die Perspektiven für die Betriebsnachfolger. Laut internen Umfragen hat in den kommenden 15 Jahren nur ein Viertel der Betriebe einen gesicherten Nachfolger. Obstbauern, die ihre Produktion fortführen wollen, brauchen dringend Unterstützung. Dazu braucht es auch Verbesserungen im aktuellen GAP-Strategieprogramm, vor allem hinsichtlich der unterschiedlichen Fördersätze für einzelbetriebliche und gemeinschaftliche Investitionen sowie der Förderung von Dieselpumpen.

Am diesjährigen Tag des Apfels bleibt uns also nichts anderes übrig, als nochmals über die kritische Lage im Sektor zu berichten und verstärkte Unterstützung einzufordern. Die Obstfläche in Österreich schrumpft jedes Jahr und ein Umdenken auf allen Seiten ist dringend nötig. Der heimische Obstbau steht für umweltfreundliche Produktion, faire Arbeitsbedingungen und kurze Transportwege. Dennoch ist die Banane weiterhin das beliebteste Obst der Österreicher und hat den Apfel inzwischen deutlich überholt. Lassen Sie uns den Tag des Apfels gemeinsam nutzen um über die Situation des Sektors aufzuklären und die Vorzüge des heimischen Obstbaus hervorzuheben. Das Potenzial für eine positive Weiterentwicklung ist deutlich vorhanden.