Neue Saison, neue Frostschäden

Neue Saison, neue Frostschäden

„Der April, der macht, was er will“ – ein altbekannter Spruch, der oft und gerne zitiert wird. Doch für Obstbauern bedeutet der April sehr häufig schlaflose Nächte und die bangende Frage, ob im laufenden Jahr überhaupt Erträge erwirtschaftet werden können oder lediglich erhaltende Maßnahmen ohne Früchte anstehen. Dieses Jahr hat der frühe Vegetationsstart erneut bestätigt, dass in der Natur kaum noch verlässliche Muster herrschen. Die anfänglich gute Stimmung im Sektor währte nur kurz und leider müssen wir aufgrund des Spätfrosts auch dieses Jahr mit erheblichen Schäden rechnen.
In der zweiten Aprilhälfte brachte ein schweres Frostereignis mit Temperaturen von bis um -4°C massive Schäden in den Obstanbaugebieten. Nach ersten Schätzungen sind vor allem in der Steiermark mindestens 50% der Flächen betroffen. Die Situation variiert jedoch regional, einige Betriebe kamen mit geringeren Schäden davon, auf anderen Flächen sind Totalausfälle zu befürchten. Auch die Obstbauern aus Niederösterreich und Tirol haben über erhebliche Schäden berichtet. Es könnte dies nach dem Katastrophenjahr 2016 das gravierendste Schadensereignis im Obstbau sein. Laut der Österreichischen Hagelversicherung verursachte der Spätfrost im April Schäden von 56 Millionen EUR im Obst- und Weinbau, am stärksten betroffen war der steirische Obstbau mit 32 Millionen EUR Schaden.
Kaum war das Frostereignis vorüber, wurde es binnen Tagen wieder warm genug für kurzärmelige Kleidung. Weitere Frostschäden sind derzeit nicht zu erwarten, doch die Saison ist bereits deutlich beeinträchtigt. Die österreichische Bevölkerung wird auch dieses Jahr heimisches Kern- und Steinobst genießen können, man hofft, auch für die wichtigen Exportmärkte genug Ware zu ernten. Besonders unsicher ist die Lage bei den Beeren, die ebenfalls stark betroffen sind.
Die Frostereignisse der letzten Jahre scheinen eher die Regel als die Ausnahme zu sein. Diese Problematik wirkt sich stark auf die finanzielle Situation der Obstbaubetriebe aus und beeinflusst auch die Höhe der Versicherungsprämien, die für viele Betriebe zunehmend unleistbar werden. Als effiziente Maßnahmen gegen Frostschäden haben sich dieses Jahr erneut die Frostberegnung sowie das Heizen mit Frostöfen und Paraffinkerzen bewährt. Es ist entscheidend, weiter in den Ausbau der Frostabwehr zu investieren. Viele Betriebseigentümer bestätigen, dass es bei der Frostabwehr weniger an finanziellen Mitteln als an den Rahmenbedingungen scheitert. Dabei stoßen Obstbauern sowohl auf bürokratische Hürden als auch auf Probleme beim Zugang zu Wasser. Das breite Interesse der Bevölkerung, der Medien und der Politik am Obstbau wollen wir nutzen, um auf Probleme und mögliche Lösungen hinzuweisen und die dringend benötigte Unterstützung für die Produzenten zu erhalten. Es ist erklärtes Ziel, das Bewusstsein für die Themen der Branche auf politischer Ebene zu schärfen und wir freuen uns über jede Unterstützung aus der lokalen und regionalen Ebene.

Manfred Kohlfürst, Obmann ÖBOG
Polona Globocnik, Geschäftsführerin ÖBOG