Land unter

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Das Mittelmeertief Anett, in anderen Quellen auch als Boris bezeichnet, traf ganz massiv Mittel- und Osteuropa, damit auch Österreich. Besonders betroffen waren die Bundesländer Salzburg, Steiermark, Burgenland, Kärnten, Oberösterreich und vor allem Niederösterreich, das als gesamtes Bundesland zum Katastrophengebiet erklärt wurde. Der große Regen begann am Donnerstag den 12.09.2024 und steigerte sich bis zum Sonntag den 15.09.2024 und erst am Tag darauf fing er an, sich abzuschwächen. Geregnet hatte es auch in den westlichen Bundesländern, ein Teil des Niederschlages fiel allerdings als Schnee, dieser löste zwar Lawinen aus und hatte zu Baumbruch geführt, aber nicht so stark zum Hochwasser beigetragen.

Hohe Pegelstände der Donau und ihrer Zubringer sind zwar wiederkehrende Ereignisse, aber die Intensität dieses Regens war einzig- oder neuartig. In den niederösterreichischen Gemüseanbaugebieten beträgt der langjährige durchschnittliche Jahresniederschlag zwischen 500 und maximal 800 mm. In St. Pölten Land und im Tullnerfeld fielen innerhalb von nur vier Tagen 420 mm bzw. 400 mm Regen, was etwa zwei Drittel des Jahresniederschlags entspricht.

Entlang der Donau haben immer wiederkehrende Hochwasser in der Vergangenheit schwere Schäden angerichtet. In den Chroniken werden in den letzten 1.000 Jahren etwa 450 Hochwasserereignisse verzeichnet. Bereits ab 1870 begann man mit der Donauregulierung, nachdem erste Schutzbauten bereits 1787 von den Fluten zerstört worden waren. Der Hochwasserschutz ist ein laufendes Projekt, das bis heute stetig weiterentwickelt wird.

Das Hochwasser von 1954 war besonders verheerend, mit einem Durchfluss von 10.200 m³/s. Zuvor waren in Oberösterreich 200 mm und in Salzburg 300 mm Regen gefallen. In Reaktion darauf beschloss der Wiener Gemeinderat ein neues Donauregulierungsprogramm, das 1969 verabschiedet wurde. Im Juli 1970 wurden die wasserrechtlichen Verfahren positiv abgeschlossen, eine UVP gab es damals noch nicht. Der Spatenstich für das Projekt erfolgte im März 1972. Die „Neue Donau“, auch als Entlastungsgerinne bekannt, ist auf ein Projekthochwasser von 14.000 m³/s ausgelegt – basierend auf dem Hochwasser von 1501. Ich wohne 200 Meter von der Donau entfernt. Im Jahr 2002 führte die Donau 11.305 m³/s und 2013 sogar 11.450 m³/s – und das ohne Überschwemmungen, jedoch mit einem sehr hohen Grundwasserpegel.

Mit gemeinsamen Anstrengungen erreicht man sehr viel!

Leider kommt es trotz aller Anstrengungen zu Dammbrüchen, sowie bei der Perschling bei Rust im Tullnerfeld, zu Verklausungen durch die mitgerissenen Bäume oder wie in einem Eferdinger Beispiel, durch vom Feld abgeschwemmte Kürbisse, die einen Bachlauf verstopften. Hohe Pegelstände führen auch zu einem Ansteigen der Grundwasserpegel bis an die Oberfläche. „Aufgehendes Wasser“, ist zwar sauber, schädigt aber auch Gebäudesubstanzen und lässt landwirtschaftliche Flächen „absaufen“.

Jedes Extremereignis bringt das Gefühl der Machtlosigkeit mit sich und nach der ersten Phase des unermüdlichen Durcharbeitens bei der Beseitigung der Schäden, stellt sich dieses Gefühl ein. Die Gemeinschaft ist oft der einzige Strohhalm an dem man sich klammern kann. Es wichtig das Hilfe und Unterstützung schnell angeboten und auch nachhaltig gewährt wird.

Das Schadensausmaß ist auch zwei Wochen nach dem Ereignis nicht abzuschätzen. Viele Kulturen kommen später oder gar nicht zur Ernte. Schäden gibt es auch durch den starken Niederschlag in Verbindung mit dem Sturm, der Erdäpfeldämme abgeschwemmt, Blattgemüse zerstört hat und vieles mehr. Die weit größeren Schäden sind aber die an der Infrastruktur, Bewässerungsleitungen die verbogen wurden und Elektroeinrichtungen die irreparabel sind.

Auch dieses Schadensereignis wird wertvolle Erkenntnisse bringen. Verbesserungen im Hochwassermanagement, wie sie etwa am Kamp sichtbar wurden, sind zwar ermutigend, aber kein vollständiger Schutz vor künftigen Katastrophen. Diskussionen über Renaturierung und die Wiederherstellung von Flussläufen sind in der Akutphase eines solchen Ereignisses nicht hilfreich. Experten sehen diese Maßnahmen als unterstützend, jedoch keinesfalls als Ersatz für effektiven Hochwasserschutz.

Vom Land NÖ, von der LK NÖ, der Hagelversicherung und der Niederösterreichischen Versicherung wurden sofort alle Maßnahmen in die Wege geleitet, um mit den Schadenserhebungen zu beginnen. Es werden sicher noch Spät- oder Folgeschäden eintreten und die Landesorganisationen werden sich für die Erledigung spezieller Fälle einsetzen.

Größter Dank gilt allen engagierten Einsatzkräften, Ehrenamtlichen und den Freiwilligen, die Nachbarschaftshilfe in den betroffenen Orten geleistet haben und noch leisten. Solche Ereignisse zeigen einmal mehr, wie wichtig der Zusammenhalt in unserer Gesellschaft ist.